Am vergangenen Freitag besuchte die sächsische Staatsministerin der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung die offene Werkstatt für Demokratie in der Brigitte Reimann Stadtbibliothek. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Torsten Ruban Zeh stellte Sie sich den Fragen der Bürgerschaft.
Aus ihrem Ministerium stammen die Fördermittel, die Hoyerswerdas Bücherei nun schon seit gut 2 Jahren zur offenen Werkstatt der Demokratie (OWD) werden lassen. In ihrer Eröffnungsrede zur heutigen, in der OWD schon traditionellen Veranstaltungsreihe „Frag den Oberbürgermeister“ geht die erste Frage aber direkt an die Ministerin: Projektleiterin Julia Kieschnick möchte von Katja Meier wissen, was für Sie eine offene Werkstatt für Demokratie ist.
Darauf hat die sächsische Justizministerin eine ausführliche Antwort. Sie geht auf Demokratische Aspekte ein und spielt mit dem Begriff der Werkstatt in der etwas produziert wird. Der Hauptfokus liegt aber im Wirken für das Gemeinwohl. Während Katja Meier sich ein Bild davon macht wofür in Hoyerswerda „ihre“ Gelder ausgegeben wurden und werden, nimmt Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh seine Bürgerschaft in Empfang und verlässt mit Ihnen die OWD.
Bitte was? Ja heute ist nicht nur der Besuch der Ministerin besonders, sondern auch der Ortswechsel, den es so noch nie gegeben hat. Es geht in die Zukunft, die nur einmal ums Eck, einen Katzensprung von der Bibliothek entfernt ist. Die Zukunft von Hoyerswerda kann man im kürzlich eröffneten Mitmachlabor erleben, erfahren und mitgestalten. Die älteren Hoyerswerdschen können sich noch an die Bleiglasfenster und den dahinter befindlichen Gastraum der Gaststätte „Wassermann“ erinnern. Wo einst der Tresen stand, steht heute u.a. ein multifunktionaler Tisch und ein Fahrsimulator, an dem die Hoyerswerdaer aufgerufen sind Testfahrer zu sein und somit Fahrlehrer für die Künstliche Intelligenz.
Sebastian Schindler, der Projektleiter des Mitmachlabors stellt eines der drei wissenschaftlichen Strukturwandelprojekte unserer Region vor. „Smart Mobility Lab“ heißt das Stichwort. Bis 2026 entsteht im Hoyerswerdaer Ortsteil Schwarkollm eine riesige Halle mit einem Fahrsimulator der von der TU Dresden entwickelt wurde, in dem selbst fahrende Fahrzeuge getestet werden. „ Wir werden die ersten sein, wo solche mobilen Gefährte herumfahren werden“, freut sich der Oberbürgermeister.
Eine Bürgerin fragt die Grünen Politikerin Meier, ob ihr beim Thema Autos nicht die Haare zu Berge stehen. „Ich habe ja schon nach Radwegen gefragt. Mobilität im Ländlichen Raum ist wichtig, da geht nicht alles mit Fahrrad! Gerade für die Ältere Bevölkerung: Es braucht: einen „Guten Mix aus Beidem“, antwortet Katja Meier, die selbst kein Auto hat und sich gelegentlich eines leiht. Im Selbstversuch hat sie sich ein elektrisches geliehen und so erlebte sie selbst die ein oder andere Herausforderung die diese Entwicklung mit sich bringt.
Bei Strukturwandelthemen lässt die Frage nach Arbeitsplätzen nicht lange auf sich warten. Junge Menschen interessieren sich für das Projekt im Krabatdorf. „Was muss ich für eine Ausbildung machen, um dort in Schwarzkollm mal arbeiten zu können?“, zitiert Sebastian Schindler, einen Jugendlichen.Torsten Ruban-Zeh ist sich sicher: „Der Wandel soll und wird Arbeitsplötze schaffen und zu Attraktivitätesteigerungen in unserer Stadt führen“, sagt er und fügt hinzu: „wir brauchen Menschen, die bei uns leben und arbeiten Wollen“. „Was würden sie einem Rückkehrer anbieten?“, fragt ein Mann aus dem Publikum. Des Oberbürgermeisters kecke Antwort: „Meine Karte!“
Damit meint er einen direkten Kontakt zu Ihm zum klären der individuellen Vorstellungen und um Perspektiven gemeinsam zu entwickeln.Auch die beliebten Fragen nach Straßen- und Bürgersteigsanierungen bekommen ihren Raum.
Die ernüchternde Antwort bleibt immer die Gleiche: es liegt am Geld. Dabei appelliert der OB an die Ministerin. Torsten Rubahn-Zeh erzählt von einer Bewerbung für eine 90% Förderung für Fahrradstraßen, die abgelehnt wurde, da in unserer Stadt zu wenige Autos fahren. „Kommunen, die Veränderung wollen werden ausgebremst“, bemängelt das Stadtoberhaupt. „Durch Förderungen entstehen Blüten“, so Torsten Ruban-Zeh.
Dies ist ein gutes Stichwort, denn ab vom eigentlichen Thema erkundigt sich eine Bürgerin nach dem Pride Month, der in der OWD im Sommer stattfinden wird. „Wie kann man sich das in einem Demokratie Projekt vorstellen? Die Hoyerswerdaer haben doch mit dem Thema kein Problem. „Warum sollen wir normale Menschen denn da hinkommen?“ „Normal“, ist das Reizwort für Katja Maier: „sehen Sie mich nicht als normal an?“, fragt die 44jährige, die in Kürze eine Frau heiratet.
Es entsteht schon jetzt ein kleiner Dialog unter den Gästen und genau das ist die eigentliche Antwort auf die Frage.So gibt es noch viele Themen für Dialoge und Begegnungen in der OWD.
Und auch das Thema mit der Zukunft ist noch lange nicht zu Ende besprochen, denn beim nächsten „Frag den Oberbürgmeister“ geht es um den Blick in die Sterne. So wird am 31. Mai um 17 Uhr Professor Dr. Christian Stegmann vom Deutschen Zentrum für Astrophysik unseren Oberbürgermeister zu seinem Bürgerdialog begleiten. Diesmal wieder zwischen den Büchern der Brigitte Reimann Stadtbibliothek.
Foto/Copyright: Gernot Menzel