Am 21.02.2024 fand wieder ein Dialog-Café in der Brigitte-Reimann-Stadtbibliothek statt. Zu Gast diesmal war Autorin und Restaurantbesitzerin Sybille Tetsch welche uns mitnahm und von ihrem Werdegang berichtete, etwa wie sie von der Försterin zur Restaurantbesitzerin wurde, welche Rolle ihre Heimatverbundenheit dabei spielte und warum sie sich selbst als Fremde in der Heimat sieht.
So eröffnete sie zusammen mit ihrem Mann ihr Restaurant in Proschim, einem von der Braunkohle bedrohten Ort in der Lausitz, um den Proschimern Mut zu machen. In ihrem kleinen Restaurant, wo sie im Sommer Flammenkuchen und im Winter warme Schmorgerichte serviert wird so nachhaltig wie möglich betrieben. Die Verbundenheit mit der Natur von Frau Tetsch ist den ganzen Abend über spürbar.
Nachdem die Gäste von dem Leben und den Lebensgeschichten von Frau Tetsch erfahren hatten, wurde die Brücke zu ihrem Kinderbuch „Emmy und der Kern der Dinge“ geschlagen, aus welchem an diesem Abend gelesen wurde.
Über das Buch:
Emmy erinnert sich noch genau daran, als im Fernsehen in Japan das Atomkraftwerk Fukushima explodierte, und auch von einer Katastrophe in Tschernobyl hat sie schon gehört. Doch dann findet sie heraus, dass es auf der ganzen Welt noch viel mehr Unfälle gegeben hat, bei denen Menschen durch radioaktive Strahlung zu Schaden gekommen sind. Sie begibt sich rund um den Globus auf eine abenteuerliche Reise auf der Spur des Urans von der Uranmine bis hin zur ungelösten Endlagerung, trifft andere Jugendliche, deren Schicksale durch Strahlenunfälle geprägt sind und erfährt mehr über die Risiken der Atomkraft.
Mit eindrücklichen Schilderungen der Originalschauplätze in Japan, Weißrussland, Deutschland, Nordafrika und dem Irak zieht die Autorin ihre jungen Leser in den Bann und vermittelt aus der Sicht der betroffenen Kinder und Jugendlichen, welchen Gefahren wir alle tagtäglich durch die Atomkraft ausgesetzt sind
Ein Lesebuch mit einem gelungenen Spagat zwischen sachlicher Information und spannender Erzählung zu einem aktuellen und drängenden Thema, über das es ansonsten keine altersgerechten Informationen für Kinder und Jugendliche gibt. Schließlich hat die kommende Generation ein Recht zu wissen, welche nuklearen Bürden sie morgen von uns erben wird.
Sybille Tetsch entschied sich ganz bewusst aus einem der schwersten Kapitel „Wüstenstadt von Bazra“ zu lesen. Die aktuelle Situation mit den vielen Kriegen weltweit beschäftigt sie sehr und so steigt sie ein in die Lesung aus diesem Kapitel, wo es darum geht, wie Emmy einen Jungen im Krankenhaus von Bazra besucht, und erfährt, was ihn so krank gemacht hat.
Es kehrte Stille ein und nach dem das Kapitel gelesen war, erfüllte und bedrückte die Stille den ganzen Raum. Man merkte, dass den Besuchern des Abends die Geschichte von Emmy und dem Jungen sehr nahe ging. Und erst nach einem Moment wurde der Dialog wieder aufgenommen. Frau Tesch berichtete den Gästen, dass alle Schauplätze in ihrem Buch und auch die Menschen, um die es geht, real sind. (Namen im Buch wurden geändert) Auch hat sie bis auf den Irak alle Länder, um die es geht, besucht. Ob sie nicht Angst vor der Strahlung gehabt hätte, fragte einer der Besucher – Frau Tetsch antwortete darauf: Angst nicht, aber Respekt. Man muss sich der Gefahr bewusst sein.
Nachdem gelesen wurde, traten die Autorin und die Gäste in einen Austausch über das Thema der Atomenergie, die Angst um das, was wir unseren nachfolgenden Generationen zurücklassen und darüber wo man Veränderung anstreben könnte. Wir bedanken uns bei Frau Tetsch für den Abend, der vielen der Gäste sicher noch lange im Kopf bleibt.